Moin,
also war ich heute bei P&C, in der Galerie gibt es bereits ein Bildchen davon:
Es lohnt immer, in einen Laden zu gehen, um einen Overall anzuprobieren. Heute kam ich die Rolltreppe hochgerollert, und konnte schon, kurz bevor ich ganz oben war, am Ende eines Ganges in der Herrenabteilung die gesuchten Overalls hängen sehen. Direkt den Rolltreppen gegenüber stand eine Schaufensterpuppe, die ebenfalls einen trug. Auf jedem Preisschild über jedem Kleiderständer war ein Foto mit P&C-Logo und einer Handvoll gutgekleideter junger Menschen, von denen je einer diesen Overall trug. Man kann also nicht sagen, dass P&C den Overall versteckt hätte.
Als ich den Gang entlang in die Abteilung ging kam eine Verkäuferin und fragte, was ich suche. Ich war natürlich im Overall (ZARA SRPLS Flight Suit) und brauchte eigentlich nur noch Richtung Overalls zu gucken, da sagt sie schon: "Ah, die Anzüge!" Genau. ;0)
Wir gingen also zu den Overalls. Ich suchte den Größten heraus (L=52). Der machte einen ganz brauchbaren Eindruck, festes Material, recht sauber genäht, sogar die Länge schien vielversprechend. Die Verkäuferin sagte noch, das Finshley&Harding oft eher schlank geschnitten sei, das Material aber okay, hier wäre es eine Leinen-Mischung. Ich sagte noch, dass ich ja vielleicht Glück haben könnte, wo die Länge schon so gut aussähe, denn das sei meist das Killerkriterium, und es würden ja selten genug Overalls angeboten, speziell für Männer, da wäre es ja oft langweilig, während es bei den Damen Jumpsuits ohne Ende gäbe. Sie meinte, dass derzeit auch die Damenmode betroffen sei, von der Langeweile, sie müsse auch oft da bedienen, und jetzt wäre gerade in der Herrenabteilung mehr Abwechslung. Sie selbst habe aber auch noch einen Overall aus Denim, mit etwas Stretch, aus der letzten Modewelle, den habe sie aufgehoben, in der Hoffung, dass diese Mode wiederkommt. Ich habe ihr erzählt, sie müsse das Ding unbedingt anziehen, und so dafür sorgen, dass das auch wirklich passiert. Sie hat's versprochen. Ob Männer sich für die Overalls intressieren, habe ich sie noch gefragt. Sie meinte, dass viele gucken, aber sich keiner traut. Das wäre schade, meinte ich noch, es könne doch nicht sein, dass ich in der ganzen Stadt der einzige wäre. Nein, einen Stammkunden hätte sie, der sowas regelmäßig kaufen würde. Der wäre über 60, schlank, würde aber großen Wert auf Kleidung legen, und so ausgefallene Sachen tragen.
Und so suchte ich die Umkleidekabinen.
Bei der Anprobe habe ich ziemlich schnell gemerkt, dass die Länge noch ausreichend gewesen wäre, aber dass es ein Problem mit dem Durchmesser gab: An Taille, Brust und vor allem Schultern war es ziemlich knapp. Wenn ich mich einfach nur gerade hinstellte, passte es wie angegossen, aber schon den Arm zu heben, um ein Handy-Foto zu machen, brachte alles durcheinander. Es zog hier, es zwickte da. Es sind auch keine Falten am Rücken, um die Bewegungsfreiheit zu berbessern, und das Material hat null Stretch: Wenn's stramm wird, ist jede Bewegung abrupt zu Ende. Eine Bewegung wie z.B. nötig, um eine der Weinflaschen von unserem Kückenschrank herunterzuholen, wäre sicher keine Option, wenn ich diesen Overall trug.
Also das Teil wieder ausgezogen, den ZARA wieder angezogen und raus aus der Kabine. Die Verkäuferin fragte, wie's gelaufen sei. Ich hab' ihr erzählt, dass es zu eng sei. Daraufhin wollte sie noch im Computer nachsehen, ob es Gr.54 gäbe, und während ich so im ZARA Overall und mit dem F&H Overall in der Hand neben ihr warte höre uch, wie hinter mir jemand ruft: "Kaufen, sofort kaufen!"
"Ah, da ist ja mein Stammkunde, von dem ich erzählt habe!", meinte die Verkäuferin. Ich hab' ihm erklärt, dass ich schon in dem Ding gekommen wäre, es ginge um den anderen hier. Der sei aber auch gut. Ja, aber zu eng. Lockdown-Adipositas? Ja, das käme vielleicht noch dazu, aber es hätte so oder so nicht gereicht. Wir haben uns dann noch ein weinig über Overalls unterhalten, über die Frage, ob man noch zum Frisuer gehen sollte (Er wollte sich einen Zopf wachsen lassen, bevor es ganz aufhört, ich habe inzwischen gelernt, es selbst zu schneiden), also haben wir entschieden, dass man nicht mehr zum Friseur gehen müsse. Die Verkäuferin hatte inzwischen herausgefunden, dass es keine größere Größe gäbe: Es würden immer nur so und so viele Größen eingekauft, und dieses Mal hätte man xxs eingekauft, daher kein XL. Was für 'ne Logik! XXS, we kauft denn sowas? Ob sie schon welche verkauft hätte, wollte ich wissen. Sie sagt, sie hätte einen (1) in Gr.46 verkauft, was auch immer das in nun Buchstaben ist. Einer ist aber nicht viel. Sie meinte, dass die Männer dieser Stadt immer mindestens 3 Jahre hinter dem Trend zurückliegen.
Ich hatte mich inzwischen entschieden, diesen Overall nicht zu kaufen, und mich dann verabschiedet, nicht ohne ihr noch zu sagen, dass sie nächstes Mal lieber größere Größen bestellen solle, die Chance, dass wenigstens ich dann was kaufen wurde, wäre schon recht hoch. So sind wir dann verblieben, und danach sind ich und der Stammkunde dann mit der Rolltreppe wieder runtergefahren.