Hi Jumpiger,
ja, es gibt in der Tat viel-viel blödere Sachen im Netz, und das tonnenweise. Dagegen sind wir sicher noch komplett harmlos. Ob ich das mutig von Dir finde? Weiß nicht. Ich würde eher sagen: Vielleicht ein wenig unvorsichtig.
Die Verknüfung von Daten ist manchmal heimtückisch, und wir stehen an einer Schwelle, an der Gesichtserkennung technologischer Mainstream wird, auch nachträglich für die Bilder, die wir schon alle von uns gepostet haben. Wenn Du mich googeln würdest, würdest Du jetzt schon einige zehntausend Treffer bekommen, und dabei wären vermutlich hundert Fotos, aber keines davon würde mich mit Begriffen wie 'Fetisch' oder 'Adult Baby', 'Leder-Catsuit', oder "Männer, die nachts Damenbadeanzüge tragen" in Verbindung bringen. Mir ist das egal, jeder, wie er will, ich bin da echt liberal, aber diese Verknüpung entstünde früher oder später, wenn ich ein Bild posten würde, oder? Wenn ich im echten Leben gesehen werde, dann bin ich (logischerweise) immer dabei, kann also Einfluss nehmen, relativieren, erklären, und ich weiß in etwa, wer dabei war und was er gesehen hat. Wenn man in der virtuellen Welt 'gesehen' wird, hat man keinen Einfluss auf die Verknüfungen, die entstehen, und vor allem auf deren Gewichtung und Bewertung, denn die passiert situationsunabhängig nach Maßstäben, die nicht im eigenen gesellschaftlichen Kontext angelegt werden, sondern nach abstrakten Kriterien und mit einem Zweck, der ggf. erst hinterher definiert wird.
Also gut, ein Beispiel, weil danach gefragt wurde. Ich hätte von mir aus nicht danach gesucht, denn bin absolut kein Spion, bitte nicht falsch verstehen, aber ich bin gelegentlich ein wenig technik-affin, war schon im Netz Unterwegs, als das WWW noch gar nicht erfunden war, komme aus einem Umfeld, in dem man sich auch mit Datenauswertung beschäftigt (mache es aber selber nicht) und es liegt ja nicht an mir, wenn bestimmte Möglichkeiten bestehen. Es ist z.B. interessant, wie viele Leute Handy-Fotos überall posten, offenbar in Unkenntnis, dass in den Bild-Daten von Handyfotos oft nicht nur die exakte Uhrzeit der Aufnahme sondern oft auch die GPS-Position des Handys incl. genauer Ausrichtung der Kamera abgelegt ist, oft mit einer Nummer, die dem Handy zuzuordnen ist. Die Verbindung Google - Android - GoogleEarth ist jedem klar, oder? Und auch die Motivation, die daraus erwächst? Man kann also - auch wenn nichts dazu geschrieben wird - den exakten Aufnahmeort oft auf wenige Meter exakt festlegen, genau genug für eine Adresse, und später per 'big data' alle Fotos zuordnen, die mit dem selben Handy oder am selben Ort gemacht wurden. Nur als Beispiel: Zum Glück benutzt z.B. ein Haupt-Bilderposter hier eine Nikon D40, die kein GPS hat, und bearbeitet seine Bilder mit Photoshop Elements 8.0 auf einem Windows-PC nach. Sonst wüsste die Welt längst, wo er wohnt. Auch ein User mit Lycra-Anzügen benutzt kein Handy, sondern eine Canon PowerShot S2 IS, auch ohne GPS, aber mindestens einer nimmt auch sein Samsung-Handy. Da braucht er sein Gesicht eigentlich nicht unkenntlich zu machen, denn die letzte GPS-Position die es aufgezeichnet hat, ist vermutlich direkt vor seinem Altbau-Haus.
Leute, vielleicht bin ich paranoid, aber mit dem Posten von Bildern bin ich lieber etwas vorsichtig, okay? Ich fühle mich dabei nackiger als im knappsten Netz-Overall mitten in der Fußgängerzone, und ich habe eine Digitalkamera mit eingebautem GPS. Zum Trost sei gesagt, dass viele Bild-Hoster im Netz aus Wissen um diese Problematik diese Daten automatisch entfernen, aber eben nicht alle.
Ich hoffe, dass ich jetzt niemanden allzusehr verunsichert habe, und mich nicht selbst hier rauskicke. So lange ihr mit Handyfotos vorsichtig seid, ist ja alles okay.
Man könnte aber fast sagen: Geht in Euren Overalls raus! Da fallt ihr vermutlich weniger auf als im Netz! 